Rede des Präsidenten der Bundeszentrale für politische Bildung Thomas Krüger beim XI. Zukunftsforum Islam
- von Admin
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- 16 Feb., 2018
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am 27. Januar 2018 im Stadthaus N1, Mannheim

auch ich begrüße Sie alle sehr herzlich, und freue mich, (endlich) einmal wieder In Mannheim zu sein, lieber Herr Kurz, und vor allem auch, dass ich – nachdem ich gestern in Berlin gebunden war – heute zu Ihnen sprechen und mit Ihnen diskutieren kann. Herr Müller-Hofstede hat es ja gestern schon gesagt: das Zukunftsforum Islam ist für uns eine der wichtigsten, innovativsten und – ich betone – zukunftsträchtigsten Plattformen, die wir in den letzten Jahren aufgebaut haben.
Umso mehr freut es mich, dass das Zukunftsforum in diesem Jahr unter neuer Regie und mit einem attraktiven Programm seine Arbeit wieder aufgenommen hat. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie frustrierend und mühselig der Aufbau und die Sicherung neuer Formate und die praktische Umsetzung guter Ideen sein kann. Deswegen an dieser Stelle meine persönliche Anerkennung allen Mitgliedern und Beiräten des neuen Vereins, insbesondere natürlich an den Vorsitzenden Samy Charchira für den Mut und die Energie, einen neuen Anfang zu wagen.
Ich bitte Sie und rate Ihnen: Bleiben Sie dran! Es lohnt sich und wir brauchen Sie! Und was die Rolle der bpb angeht, hier gilt der berühmte Slogan des Liverpool FC: „You‘ll never walk alone…“
Warum betone ich das hier mit einer gewissen Eindringlichkeit?
Wir stehen vor großen und neuen Herausforderungen unseres demokratischen Gemeinwesens, die alle Institutionen, auch und gerade die bpb, aber auch jeden Einzelnen von uns auf den Prüfstand stellt. Die Polarisierungen in der Gesellschaft und der Aufstieg des Populismus haben inzwischen auch Deutschland erreicht. Auch das ist ein Grund dafür, dass die Arbeit der Regierungsbildung in den letzten Monaten so mühselig und umstritten verläuft.
Die politische Bildung steht vor der Herausforderung, es mit zwei teilweise gegenläufigen Entwicklungen aufnehmen zu müssen. Beide sind auch für Ihre Arbeit im Zukunftsforum wichtig: Einerseits ist unsere – und damit auch Ihre – Arbeit so gefragt wie selten zuvor. Das hat sich nicht zuletzt konkret in einem deutlichen Aufwuchs unserer Jahresbudgets, aber auch unserer Mitarbeiter in den letzten zwei Jahren niedergeschlagen.
Ziel der politischen Bildung ist es, immer wieder aufs Neue Debatten anzustoßen, Kontroversen darzustellen und produktiven Streit zu entfachen. Genauso gehört es aber zu unseren Aufgaben, das Vertrauen in die politischen Institutionen und Akteure zu stärken und Wissen über demokratische Vorgänge zu vermitteln.
Auf der anderen Seite steht der massive Vertrauensverlust von Teilen der Bevölkerung in den Politikbetrieb, seine Institutionen und die Medien. Die dahinterliegende wachsende Diskrepanz zwischen Regierenden und Regierten führt unweigerlich zu einem Legitimitätsproblem, nicht zuletzt auch unserer Arbeit. Wenn wir Teile der Bevölkerung nicht mehr mit unseren Ideen, Formaten und Publikationen erreichen, vergrößert sich der Abstand zwischen denen, die aktiv am politischen Geschehen teilnehmen, und denen, die sich zurück ziehen und nicht mehr mitmachen wollen oder können. Die im schlimmsten Fall sogar aktiv dagegen arbeiten.
Wir stellen gleichzeitig fest, dass sich neue Formationen (oder auch Welten) des Politischen bilden, in die Menschen schlichtweg abtauchen, gerade weil sie diese – vermeintlich – in Eigenregie oder in engen Gemeinschaften konstruiert haben. Hier werden – mit kräftiger Hilfe der Social Media – sogenannte immersive Räume geschaffen, die intransparent sind, zur Abschotttung und im schlimmsten Falle zu antidemokratischer Agitation und Aktion beitragen. Ich glaube, dass auch die religiösen und ethnischen Communities der deutschen Zivilgesellschaft von diesem Trend betroffen sind.
Wie wir einen neuen Kitt zwischen unseren teilweise auch ganz individualisierten „brave new worlds“ (schönen neuen Welten) schaffen können, wie wir unsere demokratische politische Praxis inklusiver und transparenter, aber auch effektiver auf Veränderungen einstellen können, darüber müssen wir alle weiter beraten und uns intensiver als bisher die „Karten legen“. Wir stehen hier vor Umbrüchen, der Reflektion unserer ‚Spielregeln’ aber auch vor einem Aufbruch, den Sie alle mitgestalten können und sollten.
Ich glaube, dass das Zukunftsforum Islam mit seinem inklusiven, partizipativen und transparenten Design hier eine ganz wichtige Rolle spielen kann und – da bin ich sicher – spielen wird.
Ganz im Hölderlinschen Sinne also: „Wo aber Gefahr ist, da wächst das Rettende auch!“ Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit und freue mich auf die Diskussion im Anschluss.
- Es gilt das gesprochene Wort! -
(Quelle: http://www.bpb.de/presse/263722/grusswort-zukunftsforum-islam-mannheim-27-1-2018)

Das Zukunftsforum Islam (ZFI) wird vom 28.02 – 01.03.2020 zum 12. Mal, diesmal in der Hochschule Düsseldorf, stattfinden.

Am 01.07.2019 hat das Zukunftsforum Islam am Kongress „muslimisches Engagement in NRW“ des Ministeriums für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration in NRW teilgenommen. Der Kongress markierte eine strukturelle Neuausrichtung des Dialoges und der Kooperation zwischen der Landesregierung NRW und den muslimischen Communities und Organisationen dar. Dazu gehört auch die neu eingerichtete „Koordinierungsstelle Muslimisches Engagement in NRW“, die beim Kongress vorgestellt wurde. Diese fusst nach Ihrer Konzeption auf ein „Drei-Säulen-Modell“:
- Forum muslimische Zivilgesellschaft
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Hier soll die Vielfalt des Islam in Deutschland abgebildet werden und eine Interessenvertretung gegenüber Politik, Medien und Gesellschaft wahrgenommen werden.
- Expertenrat
:
Dieser soll die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen in Islam-bezogenen Themen beraten. - Projektmanagement
:
Hier soll das muslimische soziale Engagement professionalisiert werden u. a. durch Wissenstransfer, Vernetzung und Partnerschaften.
Die erfolgreiche Auftakt Veranstaltung am 01.07.2019 verspricht den Dialog mit den muslimischen Communities und Organisationen in NRW auf eine neue und qualitative Ebene der Kooperation zu stellen und bleibt sehr vielversprechend. Das Zukunftsforum Islam war auch in den Vorgesprächen zur Einrichtung der Koordinierungsstelle involviert und wird diese auch in Zukunft aktiv unterstützen und begleiten.

Die Grußbotschaft des @bundespraesident.steinmeierim Wortlauf finden Sie ... hier .
Das Zukunftsforum Islam bedankt sich herzlichst bei ihm für seine Grußbotschaft und seine starken Worte gegen Intoleranz und Ausgrenzung gesellschaftlicher Gruppen und lädt - ganz im Sinne des Bundespräsidenten- sich aktiv an das XII. Zukunftsforum Islam zu beteiligen, für mehr Begegnung, Partizipation und fachlichen Austausch.


Wir freuen
uns, dass wir für das XII. Zukunftsforum Islam die Hochschule Düsseldorf (HSD)
als weiteren Kooperationspartner gewinnen konnten.
Die HSD ist mit rund 200 Professoren*innen, 220 wissenschaftlichen Beschäftigten
sowie mehr als 10.000 Studierenden eine der größten Hochschulen für angewandte
Wissenschaften in Nordrhein-Westfalen.
Als Standort für anwendungsorientierte und fächerübergreifende Lehre ist die Hochschule Düsseldorf ein Ort des Transfer gesellschaftlicher Debatten und somit ein optimaler Partner für die neue konzeptionelle Ausrichtung des Zukunftsforum Islam „Zukunftsforum vor Ort“.
Die Tagung findet vom 20. bis zum 22. September 2019 in den Räumlichkeiten der Hochschule Düsseldorf , Münsterstraße 156 in 40476 Düsseldorf.
Weitere Informationen folgen in Kürze.

Wir freuen uns sehr, dass wir ab diesem Jahr mit der Robert Bosch Stiftung GmbH einen weiteren kompetenten Kooperationspartner und Förderer gewinnen konnten.
Die Robert Bosch Stiftung GmbH gehört zu den großen, unternehmensverbundenen Stiftungen in Europa. In ihrer gemeinnützigen Arbeit greift sie gesellschaftliche Themen frühzeitig auf und erarbeitet exemplarische Lösungen. Dazu entwickelt sie eigene Projekte und führt sie durch. Außerdem fördert sie Initiativen Dritter, die zu ihren Zielen passen.
Die Robert Bosch Stiftung ist auf den Gebieten Gesundheit, Wissenschaft, Gesellschaft, Bildung und Völkerverständigung tätig. Seit ihrer Gründung 1964 hat die Robert Bosch Stiftung rund 1,6 Milliarden Euro für ihre gemeinnützige Arbeit ausgegeben.
Die Robert Bosch Stiftung ist politisch und konfessionell unabhängig. Mit dem Zukunftsforum Islam fördert die Stiftung den fach- und themenübergreifenden Austausch zwischen muslimischer Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Verbänden, öffentlichen oder politischen Entscheidungsträgern. Es werden Debatten zu gesamtgesellschaftlich relevanten Themen geführt und Impulse sowohl in die muslimische Gemeinschaft als auch in die Gesamtgesellschaft gegeben. Das Projekt fördert die Teilhabe von Muslimen in Deutschland als zivilgesellschaftliche Akteure und trägt zu einem differenzierteren Diskurs im Thema Islam und Muslime bei.
Die Stärkung von Musliminnen und Muslimen als zivilgesellschaftliche Akteure und die Förderung gesellschaftlicher Verantwortung für einander sind auch Ziele des Zukunftsforum Islam. Daher freuen wir uns sehr die nächste Fachtagung des Zukunftsforum Islam mit Unterstützung der Bundeszentrale für politische Bildung und der Robert Bosch Stiftungen realisieren zu können.